Über die Witterung in unserer Region zusammengefasst aus Aufzeichnungen, Büchern, Zeitungsartikeln und mündlichen Überlieferungen:
1289: sehr warmer Winter, Mädchen trugen zu Weihnachten und Dreikönig Blumenkränze
1420: sehr milder Winter, im März blühten die Bäume
1538: zu Weihnachten blühten sämtliche Bäume
1572: ein Erdbeben erschütterte das Tal, keine schweren Schäden. Im Jänner schlugen die Bäume aus, im Februar brüteten die Vögel
1617 und 1659: waren die Drosseln und Lerchen im Jänner schon lustig
1620: am 25.2. fror der Lech zu, im Juli und August hat es 5 Wochen durchgehend geregnet
1624: zu Sommerbeginn am 21.6. waren die Hügel im Tal weiß
1625: herrsche im Jänner große Wärme, die Blumen blühten wie im Sommer
1627: hingen am 1.Mai die Eiszapfen wie im Winter von den Dächern
1628: starker Hagelschlag im Sommer
1629: am 9.2. wütete ein verehrender Sturm, Hagelschläge im Juni und Juli, am 18.4. schneite es auf aperen Boden, fast 2 Meter hoch!
1630: sehr warmer Februar
1634: Frühlingswetter im September, die Pfingstrosen blühten
Mitte des 17.Jh: ein leichtes bis mittleres Erdbeben führte zu kleineren Schäden im Tal
1722: sehr warmer Jänner
1740: eine riesige Kältewelle über Europa, Boden war auf 1,5m gefroren, in Wald und Stall erfror Vieh und Wild
1748: ungewöhnlich warmer Winter
1816: Mißernten und Hunger durch schlechtes Wetter
1875: sehr nasser Sommer
1912: am 5.Mai ging der Stuibenbach über und vermurte großes Gebiet
1918: 18.12. wieder ging der Stuibenbach über und vermurte sogar Häuser
1924: 12.8. starker Hagelschlag, auf den Feldern sah man noch ein Jahr später Einschlaglöcher
1925: Ende März deckte der seltene „Vordere Wind“ an einem Sonntag viele Häuser ab
1928/29: sehr kalt und viel Schnee, im Februar in Tannheim -40°!
1932: sehr schlechter Sommer, Vögel nisteten in Huanzen
1943/44: sehr schneereich, besonders im Februar
1947: sehr trocken, im Juni war das ganze Heu eingebracht. Wenn ein Bauer 2 Kühe aus dem Allgäu ins Futter nahm, durfte er eine behalten! Wegen Wassermangel auf den Almen musste „ausgefahren“ werden, der Boden war von der Sonne verbrannt
1949: schlechter Sommer, viele „schwarze Heustöcke“
1971/72: kein Schnee, milder Winter, Gänseblümchen und Himmelschlüssel blühten Ende Jänner. Der Schlepplift Wannenjoch Schattwald hätte in Betrieb gehen sollen, war unmöglich.
1982: 5.7. starker Hagel, Körner bis 5,6cm Durchmesser
1989: 24.7. um 7:10h heftiger Blitzschlag im Tannheimer Kirchturm, das Donnern nahm kein Ende
1990: 15.2. und 26./27.2. im Februar fegte „WIEBKE“ der Orkan übers Tal. Es wurden 22.000fm Holz niedergerissen, es entstanden große Schäden an Häusern und Städeln
1993: schlechter Sommer, Borkenkäferplage in unseren Wäldern vernichtet ca 15.000fm Holz in unseren Wäldern
1999: eine Kaltfront mit starkem Sturm und vielen Blitzeinschlägen Anfang Juni sorgt für zahlreiche Stromausfälle, Schäden und Überschwemmungen, Lawinenkatastrophe Galtür im Februar!
2002: Ende Oktober Sturmschäden durch „Janette“ mit Spitzen von 140kmh in Reutte
2003: sehr trockener, heißer Sommer
2004: Sturm „Ursula“ fegt am 8.2. durchs Außerfern
2005: Jahrhunderthochwasser im Bezirk Reutte
2012: sehr schneereicher Januar, Gaichtpass wurde tagelang gesperrt wegen Lawinengefahr
2017: kalter Jänner mit ca. -20°, am 6.1. minus 26,4° in Tannheim
2021: Viel Schnee im Jänner, Lawine blockiert Haldenseestraße
2021/22: schneearmer Winter mit frühlingshaften Temperaturen zu Silvester
2022: Starke Regenfälle Ende August, zahlreiche Muren und Überschwemmungen im ganzen Tannheimertal
ÖSTERREICHS KLIMA im
vergangenen Jahrtausend:
1000- 1899
Das mitteleuropäische Klima des zu Ende gehenden Jahrtausends kann in drei Hauptabschnitte unterteilt werden. Zu Beginn des Millenniums herrschte zunächst eine vom Ende des 1.Jahrtausends her andauernde wärmere Phase, die oft als das "mittelalterliche Optimum" bezeichnet wird (9. bis 12. Jahrhundert). Die Alpengletscher waren ähnlich klein, evt. noch etwas kleiner als heute.
Ab dem 13.Jahrhundert kam es zu einer Abkühlung, die bereits zu einzelnen Gletschervorstößen führte. Zur vollen Entwicklung kam die zweite Hauptphase des Millenniums, die "kleine Eiszeit", mit dem markanten Temperatursturz in der zweiten Hälfte
des 16.Jahrhunderts. Gleichzeitig ansteigende Sommerniederschläge ließen die Alpengletscher stark vorstoßen. Die Gletscherzungen erreichten dabei Gebiete, die seit dem Ende der letzten Eiszeit nicht mehr überschritten worden waren. Im 17., 18. und der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts kam es zwar auch zu kürzeren wärmeren Phasen, insgesamt jedoch
sorgten die meist höheren Niederschläge dafür, dass sich die Gletscher während der gesamten Kernphase der kleinen Eiszeit nur wenig von dem Maximalstand um 1600 zurückzogen. Über eine dieser kürzeren Phasen mit höheren (Sommer-) Temperaturen um 1800 sind wir in Österreich bereits durch direkte Messreihen informiert. Die längste österreichische
Temperaturreihe (Stift Kremsmünster) reicht bis 1767 zurück. Alle weiter zurückreichenden Zeiten sind nur durch indirekte Klimadaten abgedeckt, wie Gletscherstände, Baumringanalysen und historische Quellen. Die Sommertemperaturen lagen um 1800 etwa auf dem hohen Niveau der beiden letzten Jahrzehnte des 20.Jahrhunderts, die Winter waren damals allerdings
deutlich kälter als heute. Das Zusammentreffen von Temperaturrückgang und Niederschlagsanstieg sorgte in den folgenden Dezennien vor 1850 zum letzten großen Gletschervorstoß der kleinen Eiszeit, der in Österreich wieder etwa bis zu den
Endmoränen des 1600er Vorstoßes führte. Heute noch erkennen wir bei alpinen Wanderungen die markante Vegetationsgrenze, die auch jetzt noch – nach 150 Jahren – den Gletscherhoch stand um 1850 markiert. Die schüttere bis gar nicht vorhandene Vegetation innerhalb der 1850er-Moränen zeigt, wie lange es dauert, bis sich im Hochgebirgsklima die durch
einen Gletschervorstoß vernichtete Vegetationsdecke wieder erholt.
Nach 1850 kündigt ein erster Schub an Sommerwärme und –trockenheit das Ende der kleinen Eiszeit und den Übergang zum aktuellen Warmklima des 20. Jahrhunderts an. Die Gletscher gehen 20 bis 30 Jahre hindurch rasch zurück und lassen einen Saum von Endmoränen zurück, der ihren Maximalstand anzeigt. Zweimal noch meldet sich kurzzeitig die kleine Eiszeit zurück
– mit den strengen Wintern um 1890 und den sehr kühlen Sommern der 1910er Jahre, bevor die Erwärmung des 20.Jahrhunderts voll einsetzte. Unterbrochen durch geringfügige Gletschervorstöße in den Jahren vor 1920 und 1980 zogen sich die Gletscher stark zurück und bewegen sich in Richtung des Minimalstandes zu Beginn des Millenniums, zur Zeit des
mittelalterlichen Klimaoptimums.
Insgesamt war das 20.Jahrhundert in Österreich um 0.35oC wärmer als das 19., besonders stark war dieser Trend im Winter (20.Jahrhundert um 0,7 \ensuremath{°}C wärmer), während die durchschnittlichen Sommer in beiden Jahrhunderten im Mittel gleiches Temperaturniveau hatten. Es ist damit etwa mit dem 11.und 12.Jahrhundert vergleichbar, alle anderen Jahrhunderte des Jahrtausends waren kühler.
1900-1999
Die Jahresmittel der Lufttemperatur lagen in den ersten Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts eher unter dem Durchschnitt. Erst 1934 bis 1939 war es einige Jahre lang deutlich wärmer als zuvor, unmittelbar darauf folgte aber das extrem kühle Jahr 1940. Mitte der Vierzigerjahre begann wieder eine mehrjährige warme Periode, danach eine Abkühlung mit dem Tiefpunkt 1956. Von den späten Fünfzigerjahren bis Mitte der Achtziger wechselten einander kältere und wärmere Jahre ab wie gewohnt, wenn auch auf etwas höherem Niveau als 50 Jahre zuvor.
Gegen Ende des Jahrhunderts setzte dann die vieldiskutierte Erwärmung ein, auf deren Ursachen an dieser Stelle nicht eingegangen werden soll.
Die Übergangsphasen
der Epochen, waren für die Menschen eine extreme Herausforderung: Es kam
vermehrt zu drastischen Wetterereignissen (extreme Dürre, Flut, extreme
Kälte…), die in der Folge zu Missernten und Hungersnöten führten und oft von
Viehseuchen und Krankheit, wie zB. der Pest begleitet wurden. Im Gegensatz zu
heute standen die Menschen diesen Ereignissen damals weitaus hilfloser
gegenüber.
Was im
Großraum Europa zu beobachten war und aufgezeichnet wurde, galt auch im Kleinen
für unser Tal, wie die folgenden Wetteraufzeichnungen zwischen kleiner Eiszeit
und warmer Phase –
zusammengefasst aus Büchern, Zeitungsartikeln und mündlichen
Überlieferungen – belegen:
Quellen: ZAMG.ac.at, orf.tirol, zunter.net, orf.at