Herr Hans vom Bichl (Johann Rief)                                           (aus: Verren.at)


Ein Seelsorger in Grän gilt als äußerst originelle Persönlichkeit - Johann Rief. 1754 in Rauth bei Nesselwängle geboren, war man bald zu der Überzeugung gelangt, den Jungen Johann dem Studium der Theologie zuzuführen. Seine Leistungen übertrafen alle Erwartungen und man hatte insgeheim schon große Pläne für ihn zurechtgelegt. 1784 wurde er zum Vikar der gerade neu entstandenen Seelsorge Grän ernannt.

Dieser eine, kleine Schritt auf der "Karriere-Leiter" wollte dem Johann aber schon genügen. Er lebte zufrieden in dem neuerbauten Widum, welches auf einer kleinen Anhöhe unweit der Kirche errichtet wurde. So nannten ihn bald alle nur noch den "Herrn Hans vom Bichl".

Seinen Dienst versah er geflissentlich, aber sobald sich auch nur die kleinste Möglichkeit bot, machte er sich auf in die umliegende Bergwelt - seiner schon von zahlreichen Vorfahren weitervererbten Lust zu frönen - dem Weidwerk. Da kam es auch öfters vor, dass er dem Messner schon am Vorabend zuraunte: "Söffle, moan läasemr a Jägar-Mössle" (übersetzt: "Söffle, morgen lesen wir eine Jäger-Messe"). Da ertönte anderntags schon um 2 Uhr früh die Glocke, welche zum Gebet rief und etwa eine Stunde später machte sich der Hans bereits auf mit seiner Flinte in den Bergwald und hinauf ins Gebiet der Gimpelalpe zu marschieren.

Als es 1796 hieß, die französischen Truppen am Oberjoch abzuwehren, lag der Hans mit der Feuerwaffe in der Hand an vorderster Front der Landesverteidiger. Sein treffsicheres Auge und das Talent zum Schießen, welches ihm bei der Jagd ansonsten immer zur Seite stand, wird ihn wohl auch hier nicht immer sein Ziel verfehlen haben lassen. Letztendlich wurde er sogar in den Zeitungen für seinen Heldenmut und dem Willen seine Heimat zu verteidigen geehrt.

Aber auch sonst war der Herr Hans vom Bichl nicht frei von Extravaganzen. So hielt er viel auf die körperliche Ertüchtigung und stählte viele Stunden am Tag seinen Körper. Dabei diente ihm sein Hausdach als Trainingsgerät: dort wurde herum geklettert, am Giebel balanciert und an der Dachtraufe der Handstand geübt. Aber auch in seinen Bergen galt es immer wieder, solche Kunststücke etwa auf spitzen, stark exponierten Felszacken zu üben, von welchen ein Sturz in die Tiefe allemal den sicheren Tod bedeutet hätte.

Noch lange trug der nebst der Tannheimer Hütte aufragende Felszacken den Namen "Gräner Häare Näs" (Felsnase des Pfarrers von Grän). Auch die Grate und Zacken im Gebiet zwischen Köllenspitze, dem Gimpel und der Roten Flüh dürften vor ihm nicht sicher gewesen sein.

Nach 47 Dienstjahren in Grän verstarb Johann Rief hochbetagt am 3. Dezember 1831 ebendort.


DIE PFARRKIRCHE - St. Wendelin Grän

 

In der Ortsmitte von Grän, am Ausgang des nach Pfronten führenden Engetales, steht die dem hl. Wendelin geweihte Kirche mit ihrem zwiebelbekrönten Glockenturm. Grän, seit 1794 Expositur von Tannheim, wurde 1980 zur selbständigen Pfarre erhoben. Die Verehrung des Hirten- und Viehpatrons Wendelin soll hier schon im 15. Jh. zum Bau einer kleinen Kapelle geführt haben. 1617 wurde die Kapelle abgetragen und durch einen Neubau ersetzt. Im 17. und am Ende des 18. Jh. fanden mehrere Bittprozessionen zur Wendelinswallfahrtskirche statt, um drohende Viehseuchengefahr abzuwenden. Der heutige Bau wurde 1789 unter dem einheimischen Bauleiter Michael Zobl ausgeführt und 1793 eingeweiht. Der Gedenktag des Hl. Wendelin ist der 20. Oktober.  Der Außenbereich der Kirche wurde 1976 renoviert, der Innenbereich 1989.

 

Schon 1459 wird erstmals eine St. Wendelinskapelle genannt, für die Kapelle ist ein Neubau in den Jahren 1617 bis 1622 überliefert. Die Einweihung fand am 10. August 1641 statt. 1793 wird diese zur Kirche ausgebaut.

An der Empore findet sich ein Gemälde eines Bittganges von 1669, bei welchem zur Abwendung einer von Ungarn eingeschleppten Rinderpest eine lebende Kuh geopfert wurde. Bald darauf taten es ihnen alle Gemeinden des Tannheimer Tales gleich.

Die Gräner Kapelle bleibt aber im 17. und 18. Jahrhundert gern und oft besuchter Wallfahrtsort für die Anliegen an den Viehpatron.

Die kleine Nepomuk-Kapelle am Obbichl wurde an jener Stelle errichtet, in der bis etwa in die 30er Jahre des 18. Jahrhunderts die hier an einer Krümmung fließende Log immer wieder in die Felder ausbrach und diese überschwemmte.